Miro Gregor


FOTOFO
in Photograph Gallery Profil, Prepoštská 4,814 99 Bratislava


Öffnugs Zeit: 13.00 – 18.00 ausser Montag

... Miro Gregor hat etwas mit Bill Brandt gemeinsam. Diese Ähnlichkeit bedeutet jedoch bei ihm auch Unterschiedlichkeit; während der erste sich für die Form interessiert, die er in maximaler Plastizität sieht, verfolgt der
andere die Linie und die Flächen. Der erste ist in seiner Sichtweise
Bildhauer, der zweite Graphiker. Der erste achtet auf die Reduktion der
dritten Dimension auf Zweidimensionalität des fotografischen Papiers, der
zweite sucht diese Zweidimensionalität bereits in der Realität selbst. Die
Unterschiedlichkeit dieser zwei Verfahren ist also schon auf den ersten
Blick offensichtlich: Brandt achtet auf die maximale Modellierung, Gregor
währenddessen auf die maximale Flächenhaftigkeit. Den beiden geht es jedoch um das Gleiche: ihr Interesse konzentriert sich auf die Urform und die
Einigkeit der Realität. Beide wählten aus der Realität für ihre Beweise ein
wirklich uraltes Motiv: den weiblichen Körper.

Gregor verwendet scharfes Licht und die weiblichen Formen reduzieren sich
bei ihm auf schwarz und weiß. Äußerst selten existieren bei ihm zwischen
diesen Polen Zwischenstufen und nur ganz ausnahmsweise wird er von der
dritten Dimension gefangengenommen.  Die Umrisslinien, die Grenzen des
eigenen und des geworfenen Schattens winden sich jedoch durch die Oberfläche
seiner Fotografien mit solcher Selbstverständlichkeit, mit welcher das Meer die Profile der Felsen und der Ufer bildet. Und darüber hinaus: Der
Fotograf, der einen unbestreitbaren Sinn für die bildende Ordnung der Fläche
hat, kreist mit seinen Umrisslinien durch die Fläche des fotografischen
Papiers und arbeitet sich zu solchen Vereinfachungen und Abkürzungen durch,
daß man bei seinen Fotografien ebenfalls über Linien, die Naturprozesse
symbolisieren, sprechen kann. Diese symbolisierende Eigenschaft seiner
scharf abgegrenzten schwarzweißen Welt ist jedoch durch ihre bildende
Auffassung keine Meditation über teilweise oder gegenseitig isolierte /bzw. isoliert gesehene/ Prozesse, sondern wieder über die Totalität der Realität.

Den größten Verdienst daran hat die Monumentalität von Gregors Sichtweise,
die auf einer imposanten Konzeption beruht, welche die Art des Details
verdrängt, die meist ein Überrest des kleinzügigen Naturalismus ist ....

                       Václav ZYKMUND

/Fotografische Akte von Miro Gregor. Bildende Kunst, Fotografie, Film
Nr.4/1967, Bratislava/